Oft denken Schwangere sofort daran, ab nun lieber kürzer zu treten und vor allem Sport zu meiden. Wenn Kurse nicht mit „für Schwangere“ deklariert sind, werden sie kaum beachtet.
Bei Pilates tritt sehr oft die Frage auf „aber ich muss doch meinen Bauch immer einziehen, das darf ich dann doch nicht mehr!“ So ist es nicht. Ich habe während meiner gesamten Schwangerschaft bis ca einem Monat vor der Entbindung regelmässig Pilates gemacht.
Es hat mir auch in dieser Zeit sehr gut getan, ich habe mich wohlgefühlt und bin überzeugt, dass es mir bei meiner spontan Geburt (mein Sohn war 4400gr schwer) wirklich bestens geholfen hat. Ob die bewusste Konzentration auf meine Atmung (einen Geburtsvorbereitungskurs habe ich nämlich nicht absolviert), die gestärkte Beckenbodenmuskulatur, mein mich darauf aufmerksam machen „Schultern weg von den Ohren“ – „entspann Dich!“ auch nach fast 9Stunden Wehen und Schmerzen, haben mich diesen „weiblichen Marathon“ gut meistern lassen.
Als ich Ende Januar 2013 einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt war ich so undenkbar happy, aber auch im ersten Moment ein wenig erschrocken; nun hatte ich doch endlich meine langersehnte Ausbildung zur BASI® Pilates Trainerin begonnen. War wohl so fit wie noch nie und hatte nun Sorge, dass mein Traum erstmal beendet sei. Aber all meine Sorgen warf ich schnell über Bord und bin froh, dass ich nicht auf dieses für meinen gesamten Körper positives Training (Psychisch – Atmung, Balance, Kontrolle wie auch physisch – gestärkte Muskeln, Flexibilität …) verzichtet habe.
Mein Tipp: nicht erst „danach“ beginnen. Schon von vornherein etwas für sich tun. Während der Schwangerschaft und Geburt werden nämlich die Beckenboden,- Bauch,- und Rückenmuskeln in Mitleidenschaft gezogen und es ist nur von Vorteil diesem positiv vorab entgegen zu wirken. Durch den Besuch von Pilateseinheiten, wurde ich für diese Muskelgruppen sensibilisiert und gestärkt. Schwangerschaftshormone machen sämtliche Gewebe des Körpers und die Knorpelverbindungen des Beckens weicher. Bei einem Pilateskurs werden einzelne Muskeln oder Muskelpartien ganz gezielt aktiviert, entspannt oder gedehnt. Die Haltemuskulatur des Rumpfes wird gekräftigt, der Beckenboden verbessert /stabilisiert. Durch Pilates-Elemente wird ein systematisches Ganzkörpertraining zur Kräftigung der Muskulatur, primär der Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur vollzogen; obendrein werden Schultern, Rücken und Arme trainiert (nach der Geburt um das Baby mit oder ohne dem schweren Maxi Cosi zu tragen auch nur von Vorteil ,-). Ich bin sehr froh, dass ich meinen Körper vor der Geburt zu Kräften gebracht habe und nach der Geburt meinen Rückbildungsprozess damit beschleunigt habe!
Pilates ist ein ganzheitlicher Ansatz für das allgemeine Wohlbefinden – mit und ohne Bauch. Natürlich werden während der Schwangerschaft (je nach Stadium) die ein oder anderen Übungen abgeschwächt, Übungen über Kopf werden nicht mehr ausgeführt. Muskelgruppen wie die gerade Bauchmuskulatur werden nicht mehr trainiert, aber dafür die schräge Bauchmuskulatur. Rückenübungen werden selbstverständlich ab einem gewissen Bauchumfang nicht mehr in Bauchlage, sondern auf dem Ball sitzend (dieser ist sehr angenehm in der Schwangerschaft, irgendwann war mir das auf harten Stühlen sitzen zu mühsam) oder auch im Sitzen/Stehen – evtl. mit einem Theraband- durchgeführt.
Pilates ist für jedermann: Anfänger, Fortgeschrittene, Verletzte, Gesunde, Alt und Jung, Männlein, Weiblein und auch Schwangere geeignet. Auf jeden Einzelnen von uns wird eingegangen und wir verbessern uns mit jeder Einheit. Pilates ist für mich die schönste Methode abzuschalten, meinen Körper zu kräftigen (immer wieder gibt es neue Muskelkater), beweglicher zu werden, mich auf meine Atmung zu konzentrieren und meine aufrechte Haltung zu verbessern.
Nutzt diese einmalige und kostbare Zeit für Euch und Euren Körper!
Eure Felicitas